Im Rahmen unserer Infoveranstaltung am 4.11.2021 erläuterten Vertreter:innen des Rates und der Bezirksvertretung im Höntroper Kolpinghaus Ihre Standpunkte zur Zukunft der Bochumer Bäder, und nicht zuletzt zur Zukunft des Hallenfreibades Höntrop. Vorsichtiges Fazit: wir können erstmal aufatmen!
Folgende Mandatsträger:innen waren der Einladung der Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop gefolgt und nahmen Stellung:
- Herr Jentsch und Herr Dr. Reinirkens, SPD-Ratsfraktion
- Herr Pewny, Ratsfraktion B90/Die Grünen
- Herr Winkler, Ratsfraktion UWG:FreieBürger (zugleich Bezirksfraktion)
- Herr Hohmeier, Ratsfraktion Die Linke
- Herr Dr. Steude, Ratsfraktion Partei/Stadtgestalter
- Herr Kipp, CDU-Bezirksfraktion
- Frau Lohf, Bezirksfraktion B90/Die Grünen (zugleich Ratsfraktion)
Die Mandatsträger:innen stellten den Standpunkt Ihrer Fraktionen vor dem Hintergrund der dreizehn verschiedenen Varianten dar, die im Bäderkonzept dargestellt worden sind (vgl. Beitragsbild). Das Plenum war gespannt, wie sich die Rathauskoalition aus SPD und Grünen äußern würde, nachdem zuletzt unterschiedliche Ansichten bzgl. der Standortfrage in Wattenscheid bekannt geworden waren.
Der freie Journalist Uli Kolmann vertrat an diesem Abend die Funke-Medien-Gruppe und beschrieb die Veranstaltung in der WAZ so:
„SPD und Grüne formulieren für die nächste Ratssitzung eine Empfehlung an die Wasserwelten GmbH. Der Fokus liegt auf den Hallenbad-Standorten.
Sie haben das Gesicht bewahrt und einen Koalitionskrach umgangen. SPD und Grüne haben einen Dringlichkeitsantrag für die nächste Ratssitzung am Donnerstag, 11. November, formuliert. Darin setzen sie Pflöcke für die Ausgestaltung des Bäderkonzeptes in der Gesamtstadt.
Die Tinte auf dem Antrag kann kaum richtig trocken gewesen sein, als die Mitglieder der Parteien beim Info-Abend des Freundesvereins des Hallenfreibads Höntrop im Kolpinghaus am Hellweg erschienen. Vielleicht auch deshalb trafen die Ratsmitglieder Burkart Jentsch für die SPD und Sebastian Pewny für die Grünen etwas später ein.
Grüne im Bochumer Rat für Neubau in der Südfeldmark
Der schickte lächelnd vorweg, er habe so etwas wie „die Höhle der Löwen“ erwartet, und nahm doch knapp eine halbe Stunde nach Beginn des Infoabends allen Dampf heraus, zumindest aus Wattenscheider Sicht. Denn anders als die Grünen auf Bezirksebene favorisierte die Ratsfraktion die Aufgabe des Bad-Standortes im Südpark und den Neubau in der Südfeldmark.
Nun schlägt das Pendel nicht zwischen dem Wattenscheider Norden und Süden, sondern in Ost-West-Richtung in der Gesamtstadt. Denn für den reinen Hallenbad-Neubau in Höntrop empfiehlt die rot-grüne Koalition dem Aufsichtsrat der Wasserwelten GmbH als Betreiber der Bochumer Bäder die Schließung des Freibades am Langendreerer Eschweg.
Was aber auch das Aus für das Freibad in Höntrop bedeutet.
Blick auf Wattenscheider Votum und Gesamtstadt
Der Neubau eines reinen Hallenbades im Südpark sei der politischen Mehrheit in der Bezirksvertretung Wattenscheid und auch dem Blick auf die Bäderlandschaft in ganz Bochum geschuldet. Denn für die Außenbereiche – in Höntrop wie in Langendreer – sollen Konzepte für eine neue, zusätzliche Freizeitgestaltung erarbeitet werden.
Das „aber“ in den Stellungnahmen klang moderat. Dr. Peter Reinirkens, stellvertretender Ratsfraktionsvorsitzender der SPD, führte aus: „Hallenbäder sind entscheidend, wenn es um das Schwimmenlernen geht, ermöglichen den Unterricht ganzjährig und nicht nur drei Monate lang.“
Es werde nun aber auch keine Halle für ein 50-Meter-Wettkampfbecken in Höntrop geben können, gab er zu bedenken.
„Es ist noch nichts über Form, Farbe und Gestalt des Hallenbads zu sagen“, meinte Reinirkens auch zur Variante eines „Cabrio-Daches“. Anfang nächsten Jahres wolle die Koalition Klarheit haben, wann eine verlässliche Planung vorliegen könne, und wenn es optimal laufe, setze er auf ein Zeitfenster von zwei bis zweieinhalb Jahren, „bis man das erste Mal ins Wasser springen kann“.
Planung auch für eine Alternative
Pewny machte im Gegenzug deutlich, „der Plan B, wenn es wieder zu Verzögerungen kommt, ist jetzt, dass wir vorsorglich auch die Planung für den zweitbesten Standort, also die Südfeldmark, auf den Weg bringen. Wattenscheid braucht ein Hallenfreibad“, schloss er.
Der Zuschussbedarf für die städtischen Bäder von rund 7 Millionen soll dafür auf künftig unter 13 Millionen verändert werden. Außerdem müsse mit dem Bäderkonzept auch intensiv diskutiert werden „wie halten wir Schulschwimmbecken vor, so dass von jeder Schule aus ein Bad in zehn Minuten erreichbar ist.“ „
Muss nun das Freibadangebot in Höntrop sterben? Wir meinen nein!
Wenn das Bäderkonzept, ebenso wie zuvor die fünf Varianten für Höntrop, ein Freibad nur in Verbindung mit der Realisierung einer großen Schwimmbad-Lösung in Betracht ziehen, ist das aus Sicht der Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop kein Naturgesetz. Weder sind die für Freibadsanierung und Freibadbetrieb hinterlegten Kosten in Stein gemeißelt, noch sind sie transparent. Und die Bedarfsprognose der WasserWelten ist de facto auch keine Prognose. Denn der Bedarf an Freibädern lässt sich nicht daraus ermitteln, was derzeit in anderen Städten, zum Teil mit prekären Haushaltslagen, im Durchschnitt vorhanden ist. Heißere, lang anhaltende Hitzeperioden, unerträgliche Hitzeinseln in der Stadt, mehr Lärm, künftig deutlich höhere Flugpreise, die den damit verbundenen ökologischen Fußabdruck wiedergeben, sprich viel teurer werden, all das wird den Bedarf an Freibädern erhöhen. Nicht zuletzt an einem Freibad mit einem besonderen Erholungswert, wie es in Höntrop bestand und künftig dort auch wieder bestehen sollte.