Foto: Peter und Christoph Blenkers
Sollten die aktuellen Überlegungen der Mehrheitspartei im Bochumer Rat, der SPD, Realität werden, würde das Höntroper Freibad sterben, der Sprungturm aber stehen bleiben. Wir meinen dazu:
Keine gute Idee!
Am 12.11.2021 formulierte die SPD-Ratsfraktion im Rahmen einer Pressemitteilung Ihre Vorstellungen zur Zukunft des Freigeländes beim Hallenfreibad Höntrop. Wir haben uns mit diesen Inhalten beschäftigt und der SPD-Ratsfraktion dazu heute diesen offenen Brief geschrieben:
Sehr geehrter Herr Jentsch,
sehr geehrte Damen und Herren,
über Ihre Pressemitteilung vom 12. November 2021 haben wir nachgedacht und sind zu folgendem Ergebnis gekommen:
Sie sagen „Mit dem Änderungsantrag zum Bäderkonzept hat die SPD sich klar zum Standort Höntrop bekannt.“
Wir befürchten, offen gestanden, dass dieses Bekenntnis nur halbherzig ist, weil Sie gleichzeitig eine Planung für einen anderen Standort verfolgen lassen möchten. Wir meinen, alle Energie muss stattdessen auf die proaktive Beilegung des Anwohnerstreits und auf eine forcierte Planung des Hallenfreibades Höntrop gelenkt werden.
Sie sagen „Die Menschen in Höntrop und Umgebung sollen einen Ort haben, in dem sie sich im Sommer – auch bei hohen Temperaturen – gut aufhalten können!“.
Wir sagen: das sehen wir ähnlich! Wo könnten sich Bochums Bürger:innen in künftigen Hitzesommern besser aufhalten, als in einem Ruhe und Erholung bietenden Freibad mitten im Südpark? Unsere Stadt braucht gerade mit Blick auf notwendige Klimaanpassungen ein ganzes Netz an Orten, die auch unter den künftigen Wetterbedingungen eine gute Aufenthaltsqualität gewährleisten können. Über solche Flächen verfügt unsere Stadt nicht im Überfluss und sie sind auch nicht beliebig herstellbar. Wir können es uns deshalb gar nicht leisten, auf ein derart qualitätsvolles Freibadangebot im Südpark zu verzichten.
Sie sagen „Der Außenbereich des ehemaligen Hallenfreibads im Höntroper Südpark ist was Besonderes.“
Ja, das sagen wir auch, und durchaus schon seit vielen Jahren.
Sie sagen „Der Zehn-Meter-Sprungturm war und ist ein Wahrzeichen für Höntrop und soll es auch bleiben. Vor einigen Jahren wurde er noch saniert und für mich steht fest, dass er weiterhin eine wichtige Rolle im Südpark spielen muss.“
Wir sagen ja, das soll er, aber als das was er ist, nämlich ein besonders gut gestalteter Sprungturm, von dem aus man lustvoll ins Wasser springen kann. Und nicht als trauriges Mahnmal für ein Freibad, das die Verantwortlichen erst verkommen ließen, dann aufgaben und schließlich vermissen würden.
Sie sagen: „Darüber hinaus könnte man ihn beispielsweise bei Dunkelheit beleuchten und tagsüber anders optisch in Szene setzen. Er könnte aber auch ganz anders in die Fläche am Bad einbezogen werden.“
Wir sagen, einen beleuchteten und mit irgendwelchem Firlefanz in Szene gesetzten Sprungturm, der keiner mehr ist, braucht kein Mensch und auch kein Tier. Und schon gar nicht mitten im Südpark. Falls Sie tatsächlich den Fehler machen und das Höntroper Freibad aufgeben, dann sollten Sie auch dazu stehen, dass der sanierte Sprungturm hierdurch obsolet wird.
Sie schlagen vor, dass die Verwaltung „die Bürgerinnen und Bürger aus Höntrop und Wattenscheid auf den Weg der Veränderung“ mitnimmt.
Wir bieten unsere Ideen und Tatkraft seit langem an und suchten oft vergeblich nach der von unserem Oberbürgermeister dereinst versprochenen „Ermöglichungsverwaltung“. Nun aber soll das Freibad aus vermeintlich betriebswirtschaftlichen Gründen verschwinden und daran sollen nun die überraschten Bürger:innen plötzlich beteiligt werden? Nein, so stellen wir uns Bürgerbeteiligung ganz gewiss nicht vor. Nicht darüber, wie man die Flächen anders vermarkten könnte, sondern darüber, wie im Einzelnen das Freibadangebot mit seinen Freiflächen zukunftsfähig gestaltet werden kann, muss gemeinsam nachgedacht werden.
Sie hoffen, dass es gemeinsam gelingt „eine Lösung mit Strahlkraft zu finden, die der Bedeutung dieses Ortes gerecht wird.“
Wir meinen es gibt bereits eine Lösung und es müssen auch keine neuen und vor allem auch keine zusätzlichen Nutzungen für den Südpark gefunden werden. Das was es dort gibt, passt auch dort hin: der Spielplatz, das Tiergehege, unser Hallen- und Freibad und drum herum ein möglichst naturbelassener Wald. Dieses Ensemble entfaltet seine Anziehungskraft ganz von selbst, dieses gilt es zu hegen und zu pflegen. Wir brauchen dort weder alles überragende „Leuchttürme“, noch Orte, die einem beliebigen Hype folgend irgendeine kurzlebige „Strahlkraft“ entfalten.
Sehr geehrter Herr Jentsch,
sehr geehrte Damen und Herren,
wir finden, es wäre ein Riesenfehler, unser traditionsreiches Höntroper Freibad sterben zu lassen. Wir würden uns glücklich schätzen, wenn die Politik endlich die Chance auf Qualität erkennen könnte, die sich unserer Stadt hier bietet. Deshalb werden wir, so wie es unserem satzungsgemäßen Vereinszweck entspricht, weiterhin vehement für den Erhalt dieses Schwimmbades unter Einschluss eines angemessenen Freibadangebotes eintreten.
Mit freundlichen Grüßen, Ihre
„Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop“ e.V.
Bochum, den 19. November 2021
… und das sagten WAZ-Leser zum kreativen Umgang mit dem Sprungturm: