„Weniger Platz für Badegäste in den Bochumer Schwimmbädern“ titelte DerWesten.de am 25. November 2015.
Dazu merken die „Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop e.V.“ an:
Der Vorschlag des Sport- und Bäderamtes, den Schulen vor dem Hintergrund der bekannten Turnhallenengpässe in der kommenden Wintersaison mehr Schwimmzeiten zur Verfügung zu stellen, klingt nachvollziehbar. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, was genau damit gemeint ist. Denn mit „den Schwimmbädern“ sind die wenigen Bochumer Hallenschwimmbäder gemeint, die der Öffentlichkeit heute geblieben sind. Und nicht nur in den Turnhallen, sondern auch in diesen Hallenbädern herrschen bereits jetzt Engpässe.
Die zunehmende Verknappung von Wasserzeiten in Bochums Hallenbädern kann nicht überraschen. Denn die Zahl der öffentlichen Hallenschwimmbäder in Bochum ist in der Vergangenheit bereits weit stärker geschrumpft, als die Einwohnerzahl unserer Stadt im gleichen Zeitraum zurückgegangen ist. Die Stadt Bochum hat bereits zahlreiche Hallenschwimmbäder aufgegeben! Wer erinnerte sich nicht an das Hallenschwimmbad Bussmannsweg, das Nordbad, das Schwimmbecken im Aquadrom und die Stadtbadgalerie, sowie vormals an das 1998 abgerissene Baudenkmal „Stadtbad Bochum„.
Mit dem unnötigen Niedergang des Stadtbades Bochum, das über mehrere auch wettkampftaugliche Schwimmbecken und eine Tribüne verfügte, ging nicht nur ein Wasserflächenverlust in Raten einher. Die Bochumer Politik konnte sich in den 1990er Jahren trotz Denkmalschutz und Millionenzusagen aus Düsseldorf nicht zu einer Sanierung dieses für den Schwimmsport wie die Stadtbaukultur wertvollen Bauwerks durchringen. Man meinte mit dem Neubau einer „Stadtbadgalerie“ und einem kleinen Ersatzschwimmbad in privater Trägerschaft, das für den Schwimmsport im Übrigen kaum tauglich war, eine bessere Lösung gefunden zu haben. Eine Lösung die, wie sich zeigte, keine war, denn auch das unzureichende Schwimmbad in der Stadtbadgalerie ist seit nunmehr drei Jahren Geschichte, es schloss 2012 für immer. Zur Begründung wurde ein „Rohrbruch“ angeführt!
Wenn also Bochum tatsächlich nach all dem immer noch „zu viel“ Wasserflächen besitzen sollte, wie behauptet wird, dann kann sich dieses „zu viel“ wohl kaum auf die Wasserflächen der fünf verbliebenen öffentlich zugänglichen Hallenschwimmbäder beziehen. Denn diese werden Sommers wie Winters intensiv nachgefragt und die Wasserzeiten werden von den Vereinen heftig umworben. Regelmäßig muss das Sport- und Bäderamt Anträge auf Wasserzeiten in den Hallenschwimmbädern abschlägig bescheiden, weil es keine freien Kapazitäten anbieten kann.
Der Bochumer Schwimmverein Blau-Weiß zählt mit über 5.000 Mitgliedern zu den größten Schwimmvereinen Deutschlands. Mit der Anschaffung einer Traglufthalle für das Freibad im Wiesental versuchte man hier den fehlenden „Wasserzeiten“ in den öffentlichen Hallenbädern zu begegnen und ein vereinseigenes Ganzjahresschwimmbad zu schaffen. Ob dies ein guter und nachhaltiger Schritt für diesen sonst so erfolgreichen Verein war, wird sich in der Zukunft erweisen müssen. Denn eine Traglufthalle kann ein funktionierendes massives Hallenschwimmbad nicht vollständig ersetzen.
In den ganzjährig und von allen erdenklichen Nutzergruppen nachgefragten fünf Hallenschwimmbädern in Höntrop, Hofstede, Langendreer, Linden und Querenburg befinden sich somit leicht erkennbar die wertvollsten Wasserflächen Bochums überhaupt!
Die fünf öffentliche Hallenschwimmbäder, die Bochum geblieben sind, sind deshalb nach unserer Überzeugung unverzichtbar!
Und darum ist es auch mehr als bedauerlich, dass die Stadt Bochum es unterlassen hat, sich um Fördermittel für eine Hallenbadsanierung aus dem Programm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ zu bemühen. Bei der Großaufgabe, die die vorausliegenden Sanierungsaufgaben in der Bochumer Bäderlandschaft darstellen, wäre man damit einen Riesenschritt vorangekommen, denn der für die Stadt Bochum verbleibende Eigenanteil an einer umfassenden Sanierung wäre nur marginal gewesen. Wir „Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop e.V.“ hatten mit zwei offenen Briefen am 26.10. und am 5.11.2015 den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung die Chancen, die dieses auf Stadtentwicklung, Integration und Klimaschutz abhebende Förderprogramm bot, detailliert dargelegt.
Zur Erläuterung: heute gibt es in Bochum drei Arten städtischer Schwimmbäder: Hallenbäder, Freibäder (überwiegend als Kombibäder) und die sogenannten Lehrschwimmbecken in den Schulen und Sportzentren. Laut aktuellem Homepageaufruf bei der Stadt Bochum handelt es sich dabei um insgesamt 25 Lehrschwimmbecken. Und jede Art von Wasserbedarfsanalyse muss die Verschiedenartigkeit der Wasserflächen und ihre jeweilige Nutzungsbreite genau bewerten, will sie zu sinnvollen Konzepten beitragen.
Für den gestiegenen Bedarf der Schülerinnen und Schüler kommen jedenfalls nur die öffentlichen Hallenschwimmbäder in Frage. Denn der vom Sport- und Bäderamt erwartete Mehrbedarf der Schülerinnen und Schüler entsteht natürlich in der kalten Jahreszeit. Und wir „Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop e.V.“ wagen die Prognose, dass dieser Mehrbedarf nicht nur auf die vor uns liegende Wintersaison 2015/2016 beschränkt bleiben wird.
Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Schulen von diesem Angebot tatsächlich Gebrauch machen. Jedenfalls sollte dies zeitnah nachgehalten werden, damit diese zusätzlichen Nutzungseinschränkungen für die Bürgerinnen und Bürger auf das unvermeidbare Maß beschränkt bleiben.