Foto: TH Köln, Wissenschaftliche Weiterbildung
Am 28. Oktober fiel an der Technischen Hochschule in Köln der Startschuss für den neuesten Weiterbildungslehrgang „Strategien zur Inklusion. Interdisziplinäre Weiterbildung zum/zur ProzessplanerIn Inklusion.“ Das besondere daran: die zukünftigen ProzessplanerInnen Inklusion und Ihre DozentInnen haben es sich dieses mal zur Aufgabe gemacht, ein umfassendes Inklusions-Konzept für das Bochumer Hallenfreibad in Höntrop zu erarbeiten!
Wie kam es dazu? Die Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop hatten sich durch den Umstand, dass in Bochum weitere Bäderschließungen erwogen werden, nicht davon abhalten lassen, über die Zukunft des Höntroper Schwimmbades nachzudenken. „Wir arbeiten seit einem Jahr an unserem Zukunftskonzept für das Höntroper Kombibad. Dabei sind wir übereingekommen, dass wir zwei extrem wichtige gesellschaftliche Aufgabenstellungen, und zwar die Inklusion und die Nachhaltigkeit, zur Grundlage unseres Zukunftskonzepts für Höntrop machen wollen“ führt Stefan Wolf für die Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop aus.
Und weiter: „Dass dieses Thema auf eine derart positive Resonanz bei Brigitte Caster, Professorin und Leiterin des Kompetenzzentrums Soziale Innovation durch Inklusion (SIdI) der TH Köln stoßen würde, hatten wir nicht zu träumen gewagt. Mit Frau Prof. Caster haben wir nicht nur eine hochqualifizierte und hochmotivierte Partnerin und Beraterin für unser Projekt gewonnen. Dadurch, dass sie Höntrop zur Hauptaufgabe des Weiterbildungsseminars gemacht hat, wird unsere Stadt am Ende der Weiterbildung im nächsten Sommer über ein Inklusions-Konzept für das Hallenfreibad in Höntrop verfügen. Das Konzept wird aber nicht weit weg von hier in einem Elfenbeinturm entstehen. Vielmehr ist der Austausch mit den Bochumer Akteuren schon fest eingeplant. Näheres dazu in Kürze.“
Dazu Klaus Retsch, Leiter des Sport und Bäderamtes: „Hierdurch ist eine Win-win-Situation entstanden, von der alle Seiten profitieren werden. Wir werden das Projekt begleiten und unterstützen“.
Werner Loges: „Es gibt im In- und Ausland kein uns bekanntes Beispiel für ein derart zukunftsorientiertes Schwimmbad, zumal im Bestand. Es wäre ein weiteres wichtiges Leuchtturmprojekt für unsere Stadt, das weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus öffentliche Aufmerksamkeit finden würde.“
Was ist überhaupt Inklusion? Viele Menschen haben den Begriff schon gehört. Aber was genau steckt dahinter? Und was bedeutet Inklusion für jeden von uns persönlich? Inklusion heißt wörtlich übersetzt Zugehörigkeit, also das Gegenteil von Ausgrenzung. Wenn jeder Mensch – unabhängig von seinen persönlichen Fähigkeiten und Neigungen – überall dabei sein kann, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Wohnviertel, in der Freizeit, dann ist das gelungene Inklusion. In einer inklusiven Gesellschaft ist es normal, verschieden zu sein. Jeder ist willkommen. Und davon profitieren wir alle: zum Beispiel durch den Abbau von Hürden, damit die Umwelt für alle zugänglich wird, aber auch durch weniger Barrieren in den Köpfen, mehr Offenheit, Toleranz und ein besseres Miteinander.
Inklusion ist ein Menschenrecht, das in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben ist. Deutschland hat diese Vereinbarung unterzeichnet – mit der Umsetzung von Inklusion stehen wir aber noch am Anfang eines langen Prozesses, auch in Bochum. Die Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop wollen diese Entwicklung in Zusammenarbeit mit dem Sport- und Bäderamt und dem Kölner Kompetenzzentrum aktiv unterstützen.
„Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen mit und ohne Behinderung ganz selbstverständlich zusammen leben, lernen, wohnen und eben auch schwimmen gehen können. Denn unser Thema sind nun mal die Bochumer Schwimmbäder“ sagt Enno de Vries vom Vorstand der Freundinnen und Freunde.
Einen wichtigen Meilenstein bei der Umsetzung von Inklusion markiert die UN-Behindertenrechtskonvention, die in Deutschland im Jahr 2009 in Kraft trat. Damit sind die Forderungen des internationalen Übereinkommens rechtlich verankert. Das reicht allerdings nicht aus. Um Denken und Handeln zu verändern, bedarf es weitaus mehr. Es muss auch jedem bewusst sein, wie wichtig Inklusion für das gesellschaftliche Miteinander ist. Sie kann nur dann gelingen, wenn möglichst viele Menschen erkennen, dass gelebte Inklusion den Alltag bereichert – weil Unterschiede normal sind.